Januar 2013: Neu im Fuhrpark: Schnellzugwagen 1. Klasse
Bereits seit längerer Zeit beobachteten wir beim Vorverkauf der Fahrkarten für unsere Dampfsonderzüge, dass für Plätze in der ersten Wagenklasse durchaus Nachfrage bestand. Da wir bislang keinen Wagen mit 1. Klasse in unserem Fuhrpark hatten, mussten wir diese Fahrzeuge stets anmieten. So entschlossen wir uns, Ausschau nach einem „erstklassigen“ Waggon zu halten, wurden aber nicht gleich fündig: Umbauwagen mit 1. Klasse-Abteilen, wie wir sie bereits in der 2.Klasse–Ausführung haben, sind rar und es ergab sich in den vergangenen drei Jahren keine Möglichkeit, einen derartigen Wagen zu erwerben.
Als wir aber auf einen Schnellzugwagen 1. Klasse stießen, der noch dazu zum Verkauf stand, waren wir anfangs unschlüssig, ihn anzuschaffen. Nach einigen Diskussionen über das Für und Wider wurde er Anfang Januar gekauft und kurz darauf dank der tollen Zusammenarbeit mit den Ulmer Eisenbahnfreunden nach Nürnberg überführt.
Aus historischer Sicht ist es sicher nicht korrekt, in einen Umbauwagenzug der fünfziger Jahre, wie wir ihn haben, einen Schnellzugwagen einzustellen, was im richtigen Betrieb nie geschehen wäre. Aber verlangt nicht der Betrieb einer Museumseisenbahn Kompromisse, hätte je die DR-Lok 52 8195 einen DB-Vorortzug mit einem Halberstädter Speisewagen gezogen? Wir denken, die betriebsfähige Erhaltung von historisch interessanten Fahrzeugen rechtfertigt dies.
Der Wagen entspricht in seinem Aufbau völlig dem der übrigen Schnellzugwagen, die Ende der zwanziger Jahre von der Deutschen Reichsbahn beschafft wurden. Die Wagen aus der Serie von 1930, der der 11 544 entstammt, zeichnen vor allem ihre sieben Abteile mit einer Länge von knapp 2,3 m aus, die äußerst komfortabel mit vier breiten Polstersitzen eingerichtet waren. Die 1,2 m breiten Fenster ermöglichten einen guten Ausblick.

Während die Wagen bei der Deutschen Reichsbahn noch mit viersitzigen Abteilen und somit mit 28 Plätzen unterwegs waren, vergrößerte die Deutsche Bundesbahn nach dem zweiten Weltkrieg das Platzangebot auf 42 Plätze, indem sie sechs Plätze pro Abteil anordnete. Durch den Wegfall der „alten“ ersten Klasse in den fünfziger Jahren fuhren die Wagen auch mit der neuen Bestuhlung weiterhin im hochwertigen Fernverkehr und wurden erst später von den neuen Leichtbauwagen zusehends verdrängt.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Betriebsdienst bei der DB setzte der Arbeitskreis Eisenbahngeschichte e.V. aus Frankfurt den 11 544 als historisches Fahrzeug weiter ein. Nach Ablauf der Untersuchungsfrist wurde er in den achtziger Jahren abgestellt und gelangte über einen Umweg Anfang 2003 nach Nürnberg.

Der Wagen 11 544 soll in Tschechien eine neue Hauptuntersuchung erhalten und seine Karosserie instand gesetzt werden. Die anfallenden Innenarbeiten führen wir selbst aus, wozu der Wagen bereits weitgehend zerlegt wurde. Unter anderem werden die Holzteile aufgearbeitet, neu lackiert und die vielen vorhandenen Messingleisten wieder freigelegt. Mitte des Jahres 2003 ist seine Wiederinbetriebnahme geplant.